Innovation ist für den Erfolg in jeder Branche von
entscheidender Bedeutung, aber der Rechtssektor birgt besondere
Herausforderungen, wenn es darum geht, intern innovativ zu sein.
Die traditionelle Struktur von Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen in Verbindung
mit risikoscheuen Anwälten und mangelndem Engagement für unkonventionelles
Denken macht es für diese Einheiten schwierig, neue Tools und Softwaredienste
zu evaluieren, zu bewerten und einzuführen.
Eine mögliche Lösung für diese Herausforderung ist die Schaffung einer separaten Einheit innerhalb von Anwaltskanzleien oder Rechtsabteilungen, die sich hauptsächlich der Innovation und der Umsetzung und Einführung von Technologie bei der Rechtsberatung widmet.
Diese Einheit sollte mit kreativen Anwälten, Softwareentwicklern und Business Development besetzt sein, die gemeinsam an der Entwicklung und Bewertung neuer Tools und Dienstleistungen arbeiten. Vorbild für diesen Ansatz ist die Abteilung Skunk Works der Lockheed Corporation, die für die Entwicklung einiger der modernsten und erfolgreichsten Militärflugzeuge der Geschichte verantwortlich war, darunter die Spionageflugzeuge U-2 und SR-71 Blackbird sowie das Tarnkappenflugzeug F-117 Nighthawk.
Skunk Works wurde 1943 von dem Ingenieur Clarence L. „Kelly“ Johnson gegründet, der für seine neuartigen Entwürfe und seinen unkonventionellen Ansatz bei der Flugzeugentwicklung bekannt war. Skunk Works war in mehrfacher Hinsicht einzigartig:
Die Einheit war von der Hauptorganisation von Lockheed getrennt und verfügte über ein eigenes Budget, eigene Ressourcen und eine eigene Managementstruktur. Dadurch konnte Skunk Works mit größerer Flexibilität und Freiheit arbeiten als andere Teile des Unternehmens. Außerdem herrschte bei Skunk Works eine Arbeitskultur, die Risikobereitschaft, Innovation und unkonventionelles Denken belohnte, was die Entwicklung bahnbrechender Technologien förderte. (Ein gutes Buch zu Skunk Works)
Die Anwendung des „Skunk-Works-Modells“ auf Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen könnte diesen helfen, agiler, reaktionsfähiger und innovativer zu werden. Durch die Schaffung einer separaten Einheit, die sich ausschließlich der Innovation widmet, würde kanzleiseitig der Grundstock gelegt werden, sich auf die Entwicklung und Erprobung neuer Tools und Dienstleistungen konzentrieren, ohne den Zwängen der traditionellen Kanzleistruktur „ausgesetzt“ zu sein.
Aber brauchen Kanzleien und Rechtsabteilungen überhaupt so viele Ressourcen in diesem Bereich? Auf jeden Fall!
Spätestens seit der Veröffentlichung von ChatGPT-3 sollte jedem in der Rechtsberatung klar sein, dass Technologie (insbesondere mit künstlicher Intelligenz) die rechtliche Arbeit grundlegend verändern wird und zwar viel schneller als das viele „Experten“ noch vor kurzem vorausgesagt haben.
Eine intensive Beschäftigung mit Anwendungen, Cloud-Services und Implementierungsmöglichkeiten solcher Softwarelösungen ist daher aus meiner Sicht für Kanzleien und Rechtsabteilungen jeder Größe wichtig.
Die Geschwindigkeit, mit der sich „Legaltech“ entwickelt und verändert, erfordert zudem auch eine besondere „try-fail-repeat„-Mentalität. Deshalb finde ich den „Skunk Works“-Ansatz auch für Kanzleien so interessant.
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