Das diesjährige LegalTech Konferenzjahr wurde – wie auch 2017 – mit der Berlin LegalTech Konferenz eröffnet, die am 23. Februar 2018 stattfand.
Vor der eigentlichen Konferenz trafen sich bereits am 22. Februar mehr als 140 Juristen, Softwareentwickler und Legal Engineers zum Legal Hackathon.
Im Gegensatz zum vorigen Jahr, in welchem der Hackathon zwei Tage vor der Konferenz stattfand, wurde heuer von den Organisatoren beschlossen, den zweiten Tag des Hackathons parallel zur Hauptkonferenz durchzuführen.
Dies stellte alle Teilnehmer des Hackathons (u.a. auch mich) vor die Entscheidung, ob man am zweiten Tag weiter mit seinem Team an einer Lösung „bastelt“, oder den Beiträgen der Konferenz lauscht. Da der Hackathon und die Konferenz örtlich ziemlich weit voneinander getrennt lagen, war auch ein „Hin- und Herspringen“ zwischen diesen beiden Veranstaltungen leider nicht möglich.
Ich persönlich fand die zeitliche Umsetzung des letzten Jahres erheblich besser, da dies auch den Teilnehmern des Hackathons grundsätzlich die Möglichkeit eröffnete, an der Hauptkonferenz teilzunehmen und mit den dort Anwesenden (hauptsächlich Anwältinnen und Anwälte) ins Gespräch zu kommen. Bitte deshalb 2019 wieder den Hackathon komplett vor der Konferenz zu veranstalten, danke.
Die Vorträge der Konferenz waren größtenteils von hoher Qualität. Sie können sich sämtliche Beiträge hier auf YouTube anschauen.
Besonders gelungen fand ich den Vortrag eines Programmierers zu den technischen Herausforderungen und den Problemen von Smartcontracts auf der Blockchain.
Der Beitrag zeigt meiner Ansicht nach sehr schön, dass Abbildungen von rechtlichen Vertragsbeziehungen mittels Smartcontracts alles andere als einfach sind/sein werden.
Zum einen holt man sich, wie der Referent zutreffend ausdrückte, mit der Kodierung von Verträgen die Probleme der Softwareprogrammierung „gratis frei Haus“, d. h., durch die Abbildung der Vertragsinhalte mittels Codezeilen entstehen, neben den juristischen Herausforderungen bzgl. des Inhalts, zusätzliche Problematiken in Form der richtigen Umsetzung des inhaltlich Gewollten in Programmcode.
Zum anderen demonstrierte der Vortragende auch sehr deutlich, dass eine Delegierung der programmatischen Umsetzung von Smartcontracts, frei nach dem Prinzip, „der Jurist erstellt den Vertrag in Papierform, der Programmierer setzt diesen dann in einem nächsten Schritt in korrespondierenden Softwarecode um“, nicht so einfach funktionieren wird, da infolge der zusätzlichen „Fehlerquelle“ Software bei Smartcontracts der Anwalt im Rahmen seines Mandats nicht nur für die inhaltliche Richtigkeit des Vertrages, sondern auch für dessen ordnungsgemäße Umsetzung in Programmiercode verantwortlich/haftbar sein wird.
Es wird deshalb unabdingbar sein, dass der Anwalt zukünftig -neben seinem juristischen Handwerkszeug- zumindest auch Grundkenntnisse, in Einzelfällen auch Spezialwissen, bezüglich der Programmierung haben muss. Mindestens Softwarecode lesen und verstehen sollte schon sein.
In diesem Zusammenhang möchte ich auch der Hoffnung vieler Juristen entgegentreten, welche meinen, dass zukünftig für die Umsetzung und Erstellung von Smartcontracts „schlaue“ Softwareassistenten zur Verfügung stehen werden, die es ermöglichen, durch simples Zusammenbauen der Vertragskomponenten (wie in einem Lego-Baukosten) die einzelnen Programmlogiken zu implementieren.
Aus jahrelanger Softwareentwicklung habe ich die Erfahrung gewonnen, dass solche -jetzt schon vorhandene- „Codegeneratoren“ nur für sehr eng definierte Teilbereiche der Programmierung brauchbare, d. h. im Nachgang nicht mehr zwingend anzupassende Software-Codeblöcke generieren. In den meisten Anwendungsfällen ist es dagegen unabdingbar, den, durch die Generatoren erstellten, Programmcode zu modifizieren und zu validieren. Dies wird meiner Ansicht nach auch bei den zukünftigen „Smartcontracts Generatoren“ nicht anders sein.
Wenn Sie also mit dem Gedanken spielen, sich in näherer Zukunft mit den Themen „Blockchain“ und „Smartcontracts“ zu beschäftigen, so sollten Sie unbedingt auch daran denken, sich frühzeitig fundierte Grundkenntnisse in der Softwareprogrammierung anzueignen.
Happy Coding 🙂
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