Start in das LegalTech Jahr 2018 (Jan-Mai)

Die ersten Monate in diesem Jahr waren bezüglich der Digitalisierung der Rechtsberatung weniger von neuen innovativen, softwareunterstützten Geschäftsideen und Services geprägt, als vielmehr von hektischen Aktivitäten hinsichtlich der Umsetzung der Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung. Dieses Thema zog mit Abstand am meisten Aufmerksamkeit und Ressourcen sowohl in Kanzleien als auch in Rechtsabteilungen auf sich, so dass man fast den Anschein haben konnte, LegalTech wäre „in der Versenkung verschwunden“.

  • Auf Veranstaltungsseite war insbesondere bei den durchgeführten Meetups zu diesem Thema eine deutliche Reduzierung zu beobachten, auch gab es -mit Ausnahme der LegalTech Konferenz mit Hackathon Anfang des Jahres in Berlin, sowie im April der Lexpo in Amsterdam – keine großen überörtlichen bzw. internationalen Kongresse innerhalb der ersten fünf Monate zu dieser Thematik .
  • Bei den angebotenen Services und Software war festzustellen, dass eher eine Konsolidierung und Reduzierung der Angebote als die Etablierung neuer Services und Produkte stattfand. Als Beispiel hierfür ist die Übernahme von Jurato durch die Plattform anwahl.de Anfang Mai zu nennen. Auch die im letzten Jahr zahlreich (vor allem in Berlin) gegründeten Startups zu den Themen „Blockchain“ und „Smart Contracts“ haben sich seit Anfang des Jahres deutlich reduziert, was von vielen Marktbeobachtern zwar bereits erwartet worden war, die Schnelligkeit, mit der jedoch vielen Neugründungen nunmehr das Geld ausging, hat -zumindest mich – etwas überrascht.
  • Bei meinen Gesprächen mit Startups, die im B2B LegalTech Markt aktiv sind, wurde mir auch mitgeteilt, dass sich diese in den letzten Monaten, falls möglich, hauptsächlich auf die Zielgruppe der Rechtsabteilungen fokussiert hätten, da Rechtsanwaltskanzleien (noch immer) zwar durchaus Interesse an neuen Technologien und Produkten zeigen würden, jedoch nicht bereit seien, in signifikatem Umfang auch zu investieren. Ausnahmen bestätigen (natürlich) die Regel.

Ich denke, dass diese „Flaute“ bei LegalTech nur ein – vor allem durch die Datenschutzgrundverordnung geschuldeter – temporärer Zustand ist. Wenn sich die Wogen bezüglich der Umsetzung der DSGVO zu Mitte des Jahres wieder ein wenig gelegt haben werden, so gehe ich davon aus, dass vor allem in den Bereichen Kollaboration, Vertragsmanagement sowie automatisierte Dokumentenerstellung primär seitens der Rechtsabteilungen die Nachfrage nach geeigneten Lösungen wieder deutlich ansteigen wird. Die meisten Rechtsanwaltskanzleien werden sich dagegen auch später in diesem Jahr weiter „zurückhalten“, dafür ist der „Leidensdruck“ zur Anpassung ihrer bisherigen Prozesse und Geschäftsmodelle noch nicht groß genug.

Gespannt bin ich auf die diesjährigen Umsetzungen der „Schwergewichte“ der LegalTech Konferenzen (Anwaltszukunftskongress, Legal Evolution und Swiss LegalTech), die – gemäß den nun vorliegenden Agendas – (endlich) durch Workshops zu einzelnen Themenbereichen mehr praxistaugliche Informationen und weniger „Glaskugel“ -Vorträge anbieten möchten. Auch der Präsentation von Startups im Rahmen dieser Kongresse wird scheinbar in diesem Jahr mehr Raum eingeräumt. Dies kann ich nur begrüßen.

LegalTech wird – auch wenn es derzeit etwas ruhig um dieses Thema ist – bestimmt nicht weggehen, ich freue mich schon auf die Zeit nach dem 25.05.2018… 🙂

This post is also available in: English (Englisch)